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50 Jahre „Mai-Offensive“: RAF-Experte referierte auf Point Alpha

Lesezeit: 3 Minuten

Den Ersthelfern bot sich eine apokalyptische Szenerie: zerstörte Gebäude, abgerissene Körperteile, brennende Autowracks – „Leichenteile lagen in einem Umkreis von 20 Metern verstreut“, gab ein Rettungssanitäter später zu Protokoll. Der Bombenanschlag auf das Hauptquartier der US Army in Europa in Heidelberg war der traurige Höhepunkt in einer Serie von Sprengstoffattacken der Rote Armee Fraktion (RAF). 1972 verübte die RAF in der „Mai-Offensive“ sechs Sprengstoffanschläge, zwei richteten sich gegen Militäreinrichtungen der amerikanischen Streitkräfte. Anlässlich des bevorstehenden 50. Jahrestages dieser Anschlagswelle referierte der renommierte Hamburger Politikwissenschaftler und RAF-Experte Dr. Wolfgang Kraushaar in der Gedenkstätte Point Alpha zu den Hintergründen.

Präzise beschrieb Dr. Kraushaar im Abendvortrag die Durchführung der RAF-Anschläge während der “Mai-Offensive” 1972.

Am 11. Mai waren drei Bomben vor dem I.G.-Farben-Haus in Frankfurt am Main explodiert und hatten einen Offizier des V. US-Korps getötet; 13 weitere Personen wurden verletzt. Es war der Auftakt zu den Terroranschlägen der „ersten Generation“ von RAF-Mitgliedern auf staatliche beziehungsweise US-amerikanische Einrichtungen in Deutschland und zugleich der erste, bei dem ein Mensch ums Leben kam. Am 24. Mai folgte die verheerende Attacke auf das US-Hauptquartier in Heidelberg. Clyde Bonner, Ronald Woodward und Charles Peck starben vor den Campbell Barracks.
Minutiös legte Kraushaar dar, wie perfide die RAF-Terroristen die Anschläge planten. Ihr Ziel war es, größtmöglichen Schaden anzurichten. Verhasste Repräsentanten des deutschen Staates sollten ebenso sterben wie US-Soldaten, die wegen der Eskalation des Krieges in Vietnam als vermeintlich legitime Zielen auserkoren waren. Der Autor des Standardwerks „Die RAF und der linke Terrorismus“ wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Taten der RAF ohne die Rahmenbedingungen des Kalten Krieges nicht zu verstehen seien. Im Bekennerschreiben nach dem Anschlag in Heidelberg hieß es folglich triumphierend, dass „der bewaffnete Kampf gegen ‚die Unterdrücker des Volkes‘ und den ‚US-Imperialismus‘ begonnen“ habe.
Wenig später schlug der Staat jedoch zurück: Bereits im Juni 1972 wurde die Führungsriege der RAF verhaftet. Planer und einige Täter der Mai-Anschläge gingen der Polizei ins Netz – darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Holger Meins und Jan-Carl Raspe.
Spurlos verschwunden bleibt dagegen die Bombenlegerin Angela Luther. Ihr Schicksal ist bis heute unbekannt. Gegen sie wurde nie Anklage erhoben. Es stehe der ungeheuerliche Verdacht im Raum, die Attentäterin könnte für den Verfassungsschutz gearbeitet haben. Das gehe aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit hervor, erklärte Kraushaar. Berichte von MfS-Mitarbeitern haben – bei aller gebotenen Quellenkritik – Erstaunliches für das Verständnis der RAF zutage gefördert. Ausgeforscht ist die Geschichte der Organisation also noch lange nicht, bilanzierte der Experte.

Benedikt Stock, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung, eröffnete die Abendveranstaltung.

In seinen Dankesworten hob der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock, die spannenden Einblicke hervor, die der Referent nicht nur zu den Anschlägen selbst, sondern auch zu den Tätern und deren persönlichen Hintergründen gewährt hatte. „Herrn Kraushaar ist es in beeindruckender Art und Weise gelungen, den Gästen die Hintergründe der „Mai-Offensive“ der RAF näherzubringen, wie die angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte. Für diesen erkenntnisreichen und kurzweiligen Vortragsabend gebührt ihm im Namen der Point Alpha Stiftung nochmals mein herzlicher Dank!“ Ebenfalls bedankte sich Stock bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung für die Kooperation bei der Durchführung der Veranstaltung.

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