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Zeitzeugen gesucht: Gefragt sind die Erinnerungen der 3. Generation

By 9. January 2024No Comments
Lesezeit: 5 Minuten

Für das Zeitzeugenmemorial sucht die Point Alpha Stiftung Personen im Alter zwischen 40 und 55 Jahren:

Wie lebten Schüler und Jugendliche in Thüringen kurz vor und während der Friedlichen Revolution, wie haben die Teenager und Tweens in Hessen diese Phase wahrgenommen? Wie veränderte sich ihr Alltag nach der Vereinigung beider deutscher Staaten? Und wie wurden diese Jahre des Umbruchs vor allem von denen wahrgenommen, die damals Kinder und Jugendliche waren, heute in etwa zwischen 40 und 55 Jahre alt sind und als die „3. Generation“ bezeichnet werden?

Jetzt ist die 3. Generation gefordert: Die Erinnerungen von Zeitzeugen sind inzwischen ein wichtiger Mosaikstein.

Jetzt ist die 3. Generation gefordert: Die Erinnerungen von Zeitzeugen sind inzwischen ein wichtiger Mosaikstein.

Die Point Alpha Stiftung sucht für ihr Zeitzeugenmemorial diesmal in erster Linie Frauen und Männer, die zwischen 1970 und 1985 geboren wurden. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören und gerne von Ihrer Kindheit und Jugendzeit sowie von den sich anschließenden Jahren der Transformation im wiedervereinigten Deutschland berichten möchten, dann nehmen Sie bitte Kontakt auf.

In der Gedenkstätte Point Alpha läuft derzeit ein Projekt, das die Erinnerungen der Menschen dies- und jenseits des ehemaligen Grenzzaunes bewahren will. Mit dem „Zeitzeugenmemorial“ will die Point Alpha Stiftung ihre Arbeit für die Erinnerungskultur intensivieren. Kern der Unternehmung ist eine Serie von gefilmten Gesprächen und Interviews, in welchen Bürgerinnen und Bürger aus Hessen und Thüringen Episoden aus ihrem Leben im Kontext der deutsch-deutschen Grenz- und Einheitsgeschichte preisgeben. Gefragt sind diesmal vor allem die Erfahrungen und Erlebnisse der heute etwa 40- bis 55-Jährigen. Die Kohorte der 3. Generation ist zwar noch im “real existierenden Sozialismus” beziehungsweise auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs im Zonenrandgebiet zur Welt gekommen, aber in den Umbruchjahren des vereinigten Deutschlands ohne Einschränkungen von Stacheldrahtzäunen groß geworden. Wie war das?

Der Point-Alpha Zeitzeuge Kai Ulrich.

Der Point-Alpha Zeitzeuge Kai Ulrich.

Im Herbst 2023 jährte sich die Deutsche Einheit zum 33. Mal. Die Medien waren voll davon, wobei es fast nur ältere Zeitzeugen waren, die über die „Wende“ und Wiedervereinigung diskutierten. Nicht nur Aline Gros (1977 in Thüringen geboren und aufgewachsen) und Kai Ulrich (1981 in Hessen geboren und aufgewachsen) fragen sich, warum dieser so wichtige Teil der deutschen Geschichte(n) und seine Zukunft fast ausschließlich von Leuten im fortgeschrittenen Alter erzählt wird. Die berechtigte Frage der beiden aktiven Point-Alpha-Zeitzeugen „Wo finden eigentlich unsere Jahrgänge statt?“ wurde zum Plan: Die zwischen 1975 und 1985 in der DDR und der Bundesrepublik geborenen Menschen zusammenzubringen und sichtbar zu machen.

Aufgrund zahlreicher Meldungen auch der jüngeren Generation bei unserem letzten Zeitzeugenaufruf wollen wir der 3. Generation ebenfalls eine Plattform bieten. Es sei möglich, die Erinnerungskultur lebendig zu halten, indem Kinder und Enkel aus ihrer Sicht erzählen, was die Ereignisse von damals für sie, ihre Familiengeschichte und das Umfeld bedeuten“, betont Marion Stopfinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin des Projektes. Deshalb könne die 3. Generation eine wichtige Erinnerung unmittelbar weitertragen. In der Summe seien dies theoretisch etwa 2,4 Millionen Frauen und Männer. Ziel der 3. Generation ist und war, einerseits mit den eigenen Eltern über die Vergangenheit ins Gespräch zu kommen, andererseits aber auch einen neuen Akzent in der Ost-West-Debatte zu setzen – jenseits der Vergangenheitsfixierung und herrschender Klischees. „Dies ist ein einzigartiger und wertvoller Wissensschatz, der unbedingt dokumentiert werden muss“, ist sich Stopfinger sicher. Die damit verbundenen Erzählungen und Kompetenzen versuche das Zeitzeugenmemorial zu entdecken, festzuhalten und aktiv zu fördern.

Bisher sind im Spektrum der Zeitzeugenerzählungen vor allem diejenigen zu Wort gekommen, die das Geschehen und die Folgen im Kalten Krieg als Erwachsene bewusst verfolgt haben. Mit den persönlichen Schilderungen der darauffolgenden Generationen soll nun das Spektrum der Zeitzeugenerzählungen über die DDR und die Diktatur und die Wiedervereinigung um einen „verjüngten“ Blickwinkel erweitert werden. Es sollen Unterschiede zwischen Alt und Jung herausgearbeitet werden. Dass im Kontext der Zeitzeugenarbeit die biografischen Erfahrungen der 3. Generation in den Mittelpunkt gerückt werden, ist eine große Chance. Besonders für junge Menschen, die sich heute in der Schule oder im Studium mit der deutschen Teilungs- und Wiedervereinigungsgeschichte beschäftigen, sind diese Kindheits- und Jugenderinnerungen besonders spannend.

Die Zeitzeugen-Aufnahmen werden zumeist in einem Studio im US Camp der Gedenkstätte gedreht.

Die Zeitzeugen-Aufnahmen werden zumeist in einem Studio im US Camp der Gedenkstätte gedreht.

Die Videointerviews werden in einem Studio im US-Camp der Gedenkstätte aufgezeichnet. Die Zeitzeugen werden auf ihrer erzählerischen Reise von den geschulten Mitarbeitern der Point Alpha Stiftung begleitet. Die Atmosphäre bei den Frage-Antwort-Situationen ist locker und entspannt.„Die Erinnerungen von Zeitzeugen sind inzwischen ein wichtiger Mosaikstein, der uns über den Alltag im Zonenrandgebiet und das (Über)Leben in einem totalitären Staat noch zur Verfügung steht,“ sagt Point-Alpha Studienleiter Philipp Metzler. Die Federführung und Koordination liegt in den Händen der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ).

Personen aus Thüringen können beispielsweise darüber sprechen, wie das das Ende der DDR und der Systemwechsel nach der Wiedervereinigung aus der Schülerperspektive ablief. Und wie waren die Gefühle und Reaktionen als die „Friedliche Revolution“ ins Rollen kam…?  Was waren die positiven, welche die negativen Auswirkungen? Wie erging es den Familien, dem Freundeskreis? Die Berichte der Zeitzeugen und ihr individuelles Erleben sollen inhaltlich ein möglichst breites Spektrum der Wirklichkeit abdecken. Weitere Bereiche reichen vom Alltag, Hobby und Sport oder dem Einleben in „die neue Welt“ mit möglichen Umbrüchen in der eigenen Biografie.  Wie waren die Gefühle als man eine Lehrstelle im früheren Westen angetreten hat. Wie ging es den Eltern und spielte Arbeitslosigkeit eine Rolle. Wurde in der Familie über die Veränderungen, über die Vergangenheit gesprochen oder wurde (lange) geschwiegen. Gibt es Traumata die noch über mehrere Generationen nachwirken? Wie sieht die viel zitierte Transformationserfahrung konkret aus?

Point Alpha will die Erinnerungen der zwischen 1970 und 1985 in der DDR und der Bundesrepublik geborenen Menschen zusammenzubringen und sichtbar zu machen.

Point Alpha will die Erinnerungen der zwischen 1970 und 1985 in der DDR und der Bundesrepublik geborenen Menschen zusammenzubringen und sichtbar zu machen.

Die hessischen „Wendekinder“ sollten Bezug zum ehemaligen hessisch-thüringischen Zonenrandgebiet haben.  Hierbei sollen Erinnerungen von Hessen über den Alltag in den ehemaligen Zonenrandgebieten zum Tragen kommen. Wie waren die Auswirkungen der Sperranlagen auf das Leben, wie hat man den Kontakt zu Verwandten oder Freunden in der DDR aufrechterhalten, wie gestaltete sich das Wiedersehen mit ihnen?  Ist es inzwischen selbstverständlich, dass man zur Arbeit nach Thüringen pendelt, einen Fußball- oder Volleyballverein im Wartburgkreis trainiert? Die gleiche Sprache, die gleichen Interessen und Sorgen verbindet die Gruppe der 3. Generation, aber ist die Mauer auch in den Köpfen gefallen?

Ziel dieses gemeinsamen Projektes ist ein virtuelles Memorial, das Erinnerungen festhält, aufbereitet und publik macht. Deutlich dargestellt wird auch der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur und die Bedeutung der Werte von Freiheit, Frieden, Grundrechten und Toleranz. Es soll zum integralen Bestandteil der digitalen Strategie der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung werden. Wichtige Zielgruppe des Projektes sind insbesondere Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene. Es zielt jedoch auch auf Multiplikatoren, wie zum Beispiel Lehrkräfte, sowie ein allgemeines Publikum ab.

Marion Stopfinger.

Marion Stopfinger.

Mehr Infos & Kontakt:

Melden Sie sich und erzählen Point Alpha ihre Geschichte: Zeitzeugenmemorial: Marion Stopfinger, Telefon 036967/5964272, Mail: marion.stopfinger@pointalpha.com, Point Alpha Stiftung, Schlossplatz 4, 36419 Geisa

 

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