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Bischof Gerber: „Ein Tag der Dankbarkeit“

Von 3. Oktober 2020Februar 16th, 2021Keine Kommentare
Lesezeit: 3 Minuten

Unter dem Titel „30 Jahre Wiedervereinigung“ stand der Ökumenische Festgottesdienst, der am Samstag, 3. Oktober, traditionell am „Tag der Deutschen Einheit“ im US-Camp der Gedenkstätte Point Alpha stattfand. „Wir blicken auf diesen Tag mit Dankbarkeit“, betonte der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber in seiner Festpredigt. „Dass die Grenze verschwand, ohne dass ein Schuss fiel, ist angesichts der menschenverachtenden Dimensionen alles andere als selbstverständlich.“ Zu verdanken sei dies den handelnden Akteuren auf allen Ebenen, die Mut, Tatkraft und Weitsicht bewiesen hätten.

Welchen Geschmack hatte der Osten? Welchen Geschmack hat die Freiheit? Die Erfahrungen der Menschen auf diese Fragen sei naturgemäß zumeist sehr unterschiedlich, erläuterte Bischof Gerber. Er persönlich verbinde die DDR mit dem Geschmack von süßer Schokolade, die man ihm in seiner Jugendzeit aus dem Eichsfeld mitgebracht hatte. Die Leute, die östlich der Gedenkstätte Point Alpha aufgewachsen sind, hätten diesbezüglich andere Empfindungen. Aus verschiedensten Gründen hätten viele Repressalien und Nachteile ertragen müssen. Mit der Wiedervereinigung habe zudem ein radikaler Wechsel in ihr Leben eingegriffen, es machten sich auch Ängste, Enttäuschungen, Kränkungen oder das Gefühl der Zurücksetzung breit. Schwierige Situationen, die sich tief in die Seele eingeprägt haben.

Angesichts der aktuellen Pandemie-Situation komme solch ein unangenehmer Geschmack plötzlich wieder hoch. Lebensplanungen seien auf einmal in Frage gestellt, Arbeitsplätze unsicher, Zukunftsperspektiven ungewisser. Die Gesellschaft müsse dies ernst nehmen. Zwei Gefahren sieht Bischof Gerber in diesem Zusammenhang am Horizont: zum einen, dass man die Sorgen der Betroffenen zu schnell relativiere und zum anderen, dass sich gewisse politische Kräfte dieser Ängste bedienten, um daraus Kapital zu schlagen. Hier müssten Politik, Kirche und Gesellschaft aufmerksam sein, um für Gerechtigkeit zu sorgen und denen zu helfen, die nicht die Kraft dafür hätten. Auch Benachteiligte müssten einen neuen Geschmack am Leben finden.

Die Gedenkstätte Point Alpha gibt laut Bischof Gerber einen wichtigen Hinweis für diese Herausforderung. Wer von Rasdorf nach Geisa fahre, sehe auf der einen Seite neben dem Haus auf der Grenze mit den Sperranlagen die stummen Zeugen von Begrenzung und Demütigung. Auf der anderen Seite liegt der an den Kreuzweg angelehnte „Weg der Hoffnung“, an dessen Ende offene Türen zur positiven Gestaltung der Zukunft einladen.  „Wir sollten uns in unserem Engagement gut überlegen, welcher Seite der Straße wir unserer Seele die Macht geben. Eine bewusste Entscheidung dazu verlange die Freiheit, die den Menschen hier vor 30 Jahren neu geschenkt worden ist.“

Die Liturgie hatte Dechant Markus Blümel (Dekanat Hünfeld-Geisa) eröffnet; an seiner Seite die Mit-Zelebranten Pfarrer Harald Krüger (Evangelisches Pfarramt Vorderrhön Hohenroda) und Pfarrer Henning Voigt (Evangelisches Pfarramt Sünna). Die feierliche Messe hatten die Sängerin Rebecca Göb und Organist Ulrich Göb mit musikalischen Stücken umrahmt. Zu Beginn der Feierlichkeit hatte Sebastian Leitsch, Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung die Gäste in der Fahrzeughalle des US-Camps willkommen geheißen.

Obwohl der beliebte Familientag mit Unterhaltungsprogramm aufgrund der Pandemie-Bedingungen ausfallen musste, war die Gedenkstätte Point Alpha an diesem Feiertag erfreulicherweise gut besucht. Viele Gäste waren gekommen, um sich hier an dem authentischen Geschichtsort an die Ereignisse rund um die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit zu erinnern. Dazu nutzen viele Besucher einen Rundgang durch die musealen Ausstellungen im Haus auf der Grenze und im US-Camp oder machten einen Spaziergang entlang der Grenzanlagen des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ oder am  „Weg der Hoffnung“. Ausgiebig Information und Hintergrundwissen von einem fachkundigen Gästebegleiter erhielten all diejenigen, die sich zu einer der offenen Führungen oder zur speziellen Grenzwanderung angemeldet hatten.

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