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Die Gefahr aus dem rechten Milieu und die vergessenen Opfer

By 30. novembre 2022No Comments
Lesezeit: 3 Minuten

Politische Gewalt ist ein komplexes und schwer fassbares Phänomen. Der Historiker Robert Wolff skizzierte im Rahmen seines Vortrages in der Gedenkstätte Point Alpha Hintergründe, Ideologien, Prozesse und Strategien des Rechtsextremismus‘ am Beispiel der sogenannten „Hepp-Kexel-Terrorgruppe“, die in den 1980er Jahren für mindestens elf Anschläge und sieben Raubüberfälle verantwortlich zeichnete. Eine Erkenntnis in diesem Zusammenhang: Vor allem die in der Bundesrepublik stationierten US-Soldaten spielten als Opfergruppe im öffentlichen Bewusstsein gar keine Rolle. Der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock, hatte zu Beginn das interessierte Publikum in der Gedenkstätte begrüßt. Stock wies auf die Aktualität der Thematik hin und danke der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung für die Kooperation.

Der Historiker Robert Wolff.

Der Historiker Robert Wolff.

Rechte politische Gewalt war und ist eine permanente Gefahr. Personen und Gruppen in diesem politischen Spektrum radikalisieren sich zunehmend digital, sind äußerst gewaltbereit und weltweit vernetzt. Gerade die jüngere Vergangenheit hat in besonderer Weise vor Augen geführt, dass die rechtsterroristische Gefahr real und akut ist: In 2019 wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet; vier Monate später in Halle an der Saale zwei Menschen erschossen. Das Bombenattentat auf das Oktoberfest in München, die Mordserie der NSU-Gruppe, Meldungen über Waffenlager, kursierende Feindeslisten, Todesdrohungen und die Aufdeckung staatsfeindlicher Netzwerke, die bis in Behördenkreise reichen, sind weitere alarmierende Hinweise. „Rechte politische Gewalt hat nicht erst mit der Gründung der Bundesrepublik begonnen, sie hat aber auch nicht mit ihr geendet“, verdeutlichte der Referent von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung im Haus auf der Grenze, „und die blutigen Spuren führen bis in die Gegenwart.“

Die 1982 gegründete Hepp-Kexel-Gruppe, die heute, wie auch ihre Opfer, weitestgehend in Vergessenheit geraten ist, nahm die als „Besatzungsmacht“ wahrgenommenen GIs in Hessen ins Fadenkreuz ihrer Anschlagsplanungen. Der „Feind“ sollte mit allen Mitteln aus Deutschland vertrieben werden, „Antiamerikanismus und „Antiimperialismus“ wurden als Brückennarrativ herangezogen. Der Referent beschrieb auf Point Alpha den Werdegang von Odfried Hepp und Walther Kexel, deren ideologische Überzeugung ursprünglich der großen rechten Szene im Rhein-Main-Gebiet entstammte. Später propagierte die Gruppe eine Renaissance des „historischen Nationalsozialismus“, „verabschiedete“ sich im Verlauf von „Hitlerismus“ und „Faschismus“. Auf dem Weg bei der „Befreiung von Vaterland und Volk von imperialistischen Besatzern“, gab es absurde aber erfolglose Annäherungsversuche zu anderen bewaffneten Gruppen – zur IRA in Irland und sogar zu den linksextremen Revolutionären Zellen und der RAF – sowie Kontakte zur Friedensbewegung und zur Stasi, für die Hepp parallel als Spitzel über die Neonazi-Szene in die DDR berichtete.

Benedikt Stock, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung.

Obwohl die Hepp-Kexel-Mitglieder ständig unter Beobachtung standen, waren die staatlichen Behörden lange unfähig, die Dimension zu erkennen, die hinter diesen rechten Aktivisten stand. Erst 1983 griff der Staat durch, Kexel beging nach seiner Verhaftung in der Zelle Selbstmord. Hepp konnte in der DDR untertauchen, wurde aber 1987 in Paris gestellt. Im Zuge des Strafprozesses sagte er umfassend als Kronzeuge gegen ehemalige Kameraden aus dem rechten Terror-Milieu aus. „Das Beispiel der Hepp-Hexel-Gruppe zeigt“, so Wolff abschließend, „wie schnell aus Worten Taten werden können. An der Bedrohungslage, auch gegen die Amerikaner, hat sich bis heute nichts geändert.“

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