0 items0 items0 items Skip to main content
Aktuelle MeldungenPressemitteilungen

Peter Fechter wollte nur die Freiheit – Buchpräsentation fesselnd und bedrückend

By 11. août 2022No Comments
Lesezeit: 3 Minuten

„…er wollte nur die Freiheit.“ – ist auf der Stele aus braunem Basaltstein zu lesen, die in unmittelbarer Nähe des Tatortes in der Berliner Zimmerstraße platziert ist. Am 17. August 1962 – also vor exakt 60 Jahren – wurde hier Peter Fechter bei seinem Fluchtversuch von DDR-Grenzern erschossen. „Mord an der Mauer – Als die Welt Peter Fechter beim Sterben zusah“, lautet der Titel des Buches, das dieses dramatische Ereignis, die Umstände und Folgen aufarbeitet und analysiert. Vorgestellt wurde die Lektüre vom Autor Sven Felix Kellerhoff am Mittwochabend auf Point Alpha im Haus auf der Grenze.

Präsentierte die Neuauflage im Rahmen eines informativen und lebendigen Vortrages: Sven Felix Kellerhoff. Fotos: Johannes Schneider

Präsentierte die Neuauflage im Rahmen eines informativen und lebendigen Vortrages: Sven Felix Kellerhoff. Fotos: Johannes Schneider

Beinahe eine Stunde dauerte das öffentliche Sterben des 18-jährigen nur wenige Meter vom Checkpoint Charlie entfernt. „So helft mir doch, helft mir doch!”, ist zu hören, dann ein Röcheln. „Mutter, Mutter“, sollen seine letzte Worte gewesen sein. Wohl 34 Kugeln haben drei Grenzposten aus ihren Kalaschnikows abgefeuert. Das haben der Welt-Journalist und sein Mitautor Lars-Broder Keil recherchiert. Einsam und qualvoll verblutet der junge Stahl-Baufacharbeiter im Todesstreifen.

Wer, war wo um welche Uhrzeit? Laufwege, Verstecke, der Fluchtpunkt, der Standort der Grenzposten – die Gäste auf Point Alpha konnten den Verlauf der Fluchtaktion bestens auf einer digitalen Karte mit Legende verfolgen.

Wer, war wo um welche Uhrzeit? Laufwege, Verstecke, der Fluchtpunkt, der Standort der Grenzposten – die Gäste auf Point Alpha konnten den Verlauf der Fluchtaktion bestens auf einer digitalen Karte mit Legende verfolgen.

Kenntnisreich schildert Kellerhoff das Geschehen von damals. Es ist fesselnd und bedrückend zugleich. Vor allem die entscheidenden Momente der Flucht zwischen 14:10 und 14:55 Uhr rekonstruiert der Referent fast minutiös. Die Zuschauer können den Fluchtweg auf einem detaillierten Schaubild genau mitverfolgen. Kellerhoff beschreibt kompakt die Vorgeschichte – das Leben von zwei fluchtwilligen Freunden im Osten Berlins, die Dramatik und Tragik des Fluchtversuchs, die Reaktionen in West und Ost sowie die Wahrnehmung bis heute.

Es war ein Mord im Rampenlicht, der Todesstreifen rückte ins öffentliche Bewusstsein. Die Tat wurde von vielen Zeugen beobachtet, fotografiert und sogar gefilmt. Nicht zuletzt durch die Macht dieser Bilder wurde das Schicksal des erst 18-jährigen Peter Fechter zum prominenten Symbol für die Menschenverachtung des Unrechtsstaates DDR. Zugleich stand Fechters Sterben fortan sinnbildlich für alle Opfer, die an der Innerdeutschen Grenze wegen ihres Strebens nach Freiheit ermordet, verletzt, verfolgt und eingesperrt wurden.

Der Schock über das Verbrechen saß insbesondere bei den West-Berlinern tief. Die Wut gegen die SED-Machthaber wurde laut über die Mauer gebrüllt. Neu an den turbulenten Demonstrationen war aber auch die Tatsache, dass sie sich erstmals gegen das US-Militär richteten, „Schutzmacht? Morddulder = Mordhelfer!“ war z.B. auf Transparenten zu lesen.

Das Buch „Mord an der Mauer“ – die Chronologie eines Fluchtversuchs mit tödlich Ausgang und Erinnerung an alle Opfer entlang des Sperrzaunes.

Das Buch „Mord an der Mauer“ – die Chronologie eines Fluchtversuchs mit tödlich Ausgang und Erinnerung an alle Opfer entlang des Sperrzaunes.

Zum 60. Jahrestag wurde das Buch „Mord an der Mauer“ grundsätzlich überarbeitet und aktualisiert. Exklusive Augenzeugenberichte und Bildmaterial dokumentieren den Ablauf der Ereignisse. Eingearbeitet in die Neuauflage wurden nun auch die Schilderungen von Helmut Kulbeik, dem Fluchtkollegen Fechtners, der den Sprung in die Freiheit über die Stacheldrahtrollen schaffte. Mit den Daten und Fakten spannen die Verfasser den Bogen über den Kalten Krieg bis hin zur Erinnerungskultur in der Gegenwart.

Einführende Informationen zum Thema gab es von Franz-Josef Schlichting.

Einführende Informationen zum Thema gab es von Franz-Josef Schlichting.

Die Veranstaltung im Haus auf der Grenze wurde in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) durchgeführt. Zu Beginn hatte der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock, die Gäste begrüßt und der LZT-Leiter Franz-Josef Schlichting ins Thema eingeführt. Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete Sven Felix Kellerhoff die Nachfragen aus dem Publikum und signierte geduldig Buchexemplare.

Close Menu

Point Alpha @facebook

Facebook

By loading the post, you agree to Facebook's privacy policy.
Learn more

Load post