Die Grenze zwischen dem Ost- und dem Westteil der Rhön ist 1989 erfreulicherweise gefallen. Dennoch sind die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten der Rhön leider nicht für alle grenzenlos zu erfahren. Barrierefreie und passende Angebote für Menschen mit Einschränkungen sind nur begrenzt vorhanden. Daher hat sich der Genussgasthof Fuldaquelle seit einigen Jahren einem besonderen Projekt verschrieben: Um hier eine Lücke zu schließen, bietet der Betrieb aus Obernhausen bei Gersfeld nämlich für blinde und sehbehinderte Naturfreunde regelmäßig Erlebnis- und Genusswanderwochen an. Zusammen mit sehender Assistenz, die bei den Wanderungen die Landschaft erklärt, erkunden die Gäste mit Handicap das Biosphärenreservat und „begreifen“ so die wunderbaren Gesichter der Rhön gemeinsam und inklusiv.
Station beim diesjährigen Ausflug der inklusiven Gruppe war auch die Gedenkstätte Point Alpha. Die rund 30 Teilnehmer wurden von Jan Ludwig Antoni und Tim Keller empfangen. In ihrer Funktion als wissenschaftliche Mitarbeiter der Point Alpha Stiftung informierten sie in einem Vortrag nicht nur über die Geschichte der Gedenkstätte, sondern beleuchteten auch die menschlichen Schicksale, die mit der deutschen Teilung verbunden sind. Als besonderes Highlight konnten die Teilnehmer einige handverlesene Exponate aus dem Archiv berühren und somit die bewegte Geschichte von Point Alpha „ertasten“.
„Die Gruppe war sehr begeistert, es war ein einzigartiges Erlebnis“, bedankte sich Sasha Weber im Anschluss für die Gruppe. „Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die Teilnehmer Exponate und die Fahrzeuge mit ihren Händen und Finger ertasten und erfühlen dürfen. Vielen Dank“! Es folgte eine Führung über das Freigelände mit den rekonstruierten Grenzsperranlagen sowie die Besichtigung des historischen US Camps. Hier stand ebenfalls das Motto „Geschichte zum Anfassen” im Mittelpunkt. Abgerundet wurde das Programm auf Point Alpha mit einem Vortrag im Haus auf der Grenze.
Hören, Fühlen und Riechen sind wichtige Sinne. Der sehende Begleiter beschreibt die Umgebung, und der Blinde ergänzt sie mit seinen Eindrücken. Zusammen ergibt sich für den Mensch mit Einschränkung ein ganzes Bild – und diesmal eines vom authentischen Geschichtsort.
„Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft muss auch unsere Gedenkstätte noch aktiver werden“, erklärt Studienleiter Philipp Metzler. Als Ort der Begegnung und Bildung sind wir gefordert, uns aktiv mit der Barrierefreiheit, einem Teilaspekt der Inklusion, sowie entsprechenden inhaltlichen Angeboten zu beschäftigen und dabei Schritt für Schritt Hindernisse aus dem Weg zu räumen.“