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Die Rolle Polens in Zeiten des Umbruchs

By 22. октября 2021No Comments
Lesezeit: 3 Minuten

„Wir haben den ersten Stein aus der Berliner Mauer geschlagen.“ Diesen Satz sagen die Polen heute noch voller Stolz. Denn der Widerstand und der Freiheitsdrang der polnischen Zivilbewegung in den 1980iger Jahren war Inspiration und Initial für die Friedliche Revolution in der DDR. Der Freiheitskampf der Gewerkschaft „Solidarność“ mit seiner Wirkung auf das geteilte und dann wiedervereinte Deutschland sowie der Umgang mit den Ereignissen in den Gesellschaften beider Länder standen im Blickpunkt der Veranstaltung „Von der Solidarność zur Deutschen Wiedervereinigung. 40 Jahre Kriegszustand in Polen 1981“, zu der die Point Alpha Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen in die Gedenkstätte Point Alpha und Online eingeladen hatten.

Der deutsche Botschafter in Polen, Dr. Arndt Freytag von Loringhoven, übermittelte virtuell ein Grußwort an das Publikum im Haus auf der Grenze.

Der deutsche Botschafter in Polen, Dr. Arndt Freytag von Loringhoven, übermittelte virtuell ein Grußwort an das Publikum im Haus auf der Grenze.

 

Daniel Lemmen nahm das Publikum mit auf eine informative Zeitreise. Der Projektkoordinator im Warschauer Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung ließ in einem Abriss die Ereignisse der letzten Dekade vor dem Mauerfall und der deutschen Vereinigung Revue passieren. Er schilderte und kommentierte das Leiden der Polen unter dem Kommunismus, das Entstehen einer ersten Protest-Zelle, die zur Gründung des Gewerkschaftsbundes mit der Symbolfigur und späteren polnischen Präsidenten Lech Walesa führte, die Verhängung des Kriegsrechtes durch den Ministerpräsidenten und General der Volksarmee Wojciech Jaruzelski und den Kampf der Revolutionäre im Untergrund. „Solidarność war ein breites Bündnis von Arbeitern und Bürgerlichen. Ende der 1980er hatte Polen rund 35 Millionen Einwohner, 10 Millionen davon waren Mitglieder der Gewerkschaft. Das musste auch auf die Machthaber bedrohlich wirken. Die Staatsmacht lenkte ein, es folgten Gespräche am „Runden Tisch“ und die ersten noch halbfreien Wahlen im Juni 1989.“ Der Wiederstand und der Mut der Menschen seien auch Anstoß für die friedlichen Proteste in der DDR gewesen. Wie eng die Entwicklungen in beiden Staaten miteinander verknüpft waren, werde heute durch Denkmäler in Danzig und am Berliner Parlamentsgebäude sichtbar, wo sich jeweils ein Stück Werftmauer aus der polnischen Hafenstadt und ein Stück der Berliner Mauer korrespondierend gegenüberstehen, so Lemmen.

Mit frischen Eindrücken vom aktuellen Gefühlszustand der Menschen war Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast von einem Aufenthalt in Polen angereist. Die Direktorin des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien (ZIP) an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder glaubt, dass der Mythos „Solidarność“ zwar den Generationen weitergegeben werde, aber mit der Transformation der letzten Jahrzehnte gelitten habe. Dies liege daran, dass bisher eine fundierte Aufarbeitung und insbesondere eine politisch unabhängige Erinnerungskultur fehle. „Polen ist gespalten, nicht nur was die Erinnerungskultur betrifft.“ Die Polarisierung in der Politik führe zu einer Zerrissenheit zwischen denen, die nach Europa blicken und ein modernes Land wollen, und jenen, die nicht von den Veränderungen profitierten und sich in traditionelle Werte und Vorstellungen flüchteten. „Eine umfassende, wissenschaftlich unabhängige Aufarbeitung sei derzeit nicht erkennbar. Noch steht der Name von Lech Walesa in den Geschichtsbüchern der Schulen, was sich aber ändern könnte. Das wäre traurig,“ sagt Jajeśniak-Quast. Noch seien aber der Titel, die Flagge und das Logo der „Solidarność“-Bewegung überall in Polen sichtbar. Zudem werde auch der Geist eines grundsätzlichen bürgerlichen Protestes bleiben, ist sich die Direktorin sicher. Die Erinnerung habe zudem noch in den Nischen der Kunst und Kultur ihren Platz haben. Es müsse jedoch eine aktive Erinnerungskultur forciert werden, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, fordert die Wissenschaftlerin.

„Man muss die Vergangenheit kenn, um die Zukunft gestalten zu können“, sagte Maja Eib von der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen.

„Man muss die Vergangenheit kennen, um die Zukunft gestalten zu können“, sagte Maja Eib von der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen.

„Live” aus Warschau zugeschaltet war zu Beginn Dr. Arndt Freytag von Loringhoven. Der deutsche Botschafter bewertete die Gründung von „Solidarność“ als großartiges Signal. Sie habe gezeigt, dass Veränderungen trotz Entbehrungen, Angst vor der Staatsgewalt, Kriegszustand oder Internierungen möglich seien. Ein starkes Zeichen sei damals die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung gewesen. Mehr als 30 Millionen Pakete wurden zur Unterstützung nach Polen geschickt. Das habe die Versöhnung vorangebracht, so der Botschafter. „Es ist wichtig, dass die Deutschen, die Bedeutung der polnischen Rolle in den Zeiten des Umbruchs sehen. Das ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Annäherung zwischen den beiden Ländern, auch wenn es aktuell in der EU unterschiedliche Auffassungen zur Rechtsstaatlichkeit gibt“, gab von Loringhoven zu bedenken.

Studienleiter Philipp Metzler von der Point Alpha Stiftung führte in das Thema ein.

Studienleiter Philipp Metzler von der Point Alpha Stiftung führte in das Thema ein.

Das anschließende Podiumsgespräch, bei dem auch die Zuschauer mit einbezogen wurden, moderierte Stefanie Bode aus Geisa, die ehemalige stellvertretende Direktorin der Point Alpha Stiftung.

Den Abend eröffneten Philipp Metzler, Studienleiter der Point Alpha Stiftung, und Maja Eib, Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen.

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