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US Camp Hier erwarteten die Amerikaner den Einmarsch des Gegners. Eine Ausstellung informiert umfangreich.

US Camp

Geschichte am Originalschauplatz lebendig erzählt

Im ehemaligen US Camp wird am authentischen Ort Geschichte lebendig und nachvollziehbar. Die ehemaligen Baracken im Camp dienen heute als Präsentationsflächen und ergänzen die Eindrücke, die Besucher auf dem Gelände des einstigen Militärstützpunktes sammeln können, mit erklärenden Inhalten und Zeitzeugnissen.

Während in der Ausstellung „Kalter Krieg“ in Baracke A das Augenmerk auf die Geschichte, den militärischen Alltag und die strategische Bedeutung von Point Alpha gelenkt wird, rückt die Ausstellung „Everyday Life” in der Baracke B das Zusammenleben der Menschen im hessischen Grenzgebiet mit den amerikanischen Soldaten in den Mittelpunkt. Die Baracke C, der ehemalige Sport- und Freizeitbereich des Camps, beheimatet heute das Gedenkstätten-Bistro „Black Horse Inn“.

Geschichte des US-Beobachtungsstützpunkt

Nach dem Ende der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges, im Mai 1945, bauten die USA ihre Truppenstärke in Deutschland kontinuierlich auf 79 000 amerikanische Soldaten ab. Aus diesen Truppenteilen bildete man Constabulary-Einheiten (deutsch: Militärpolizei), die ab Juli 1946 auch die Überwachung der Grenze zur sowjetischen Besatzungszone übernahmen. Hierfür richtete die US-Army an allen Zonenübergängen Kontrollposten für sechs bis zehn Soldaten ein. Die Blockade Berlins und vor allem der Krieg in Korea überzeugten die USA von der Notwendigkeit, ihre Verbündeten vor der Bedrohung der UdSSR zu beschützen und in Westdeutschland dauerhaft große Militärkontingente zu stationieren. Folglich stieg bis 1955 die US-Truppenstärke auf rund 350 000 Mann an. 1951 löste das 14. Armored Cavalry Regiment (deutsch: Panzeraufklärungsregiment) die Militärpolizeieinheiten ab und baute den „Observation Point Alpha“ (kurz: Point Alpha) in seiner exponierten Lage fortwährend aus. Das Grenzüberwachungsregiment sollte einen möglichen Angriff des Warschauer Paktes aufklären.

Im Mai 1972 übernahm das von den US-Streitkräften nach Osthessen verlegte 11. Armored Cavalry Regiment (ACR) diesen Auftrag und ersetzte das 14. US-Panzeraufklärungsregiment. Das 11. ACR trägt ein springendes schwarzes Pferd als Wappen, wovon sich ihre Regimentsbezeichnung „Blackhorse” ableitet. Zugang zum Camp hatten ausschließlich Angehörige der amerikanischen Streitkräfte. Viele prominente und hochrangige Besucher, vor allem aus politischen und militärischen Kreisen der USA, informierten sich vor Ort über die Situation an der innerdeutschen Grenze.

Entgegen Gerüchten aus der Zeit des Kalten Krieges gab es am Point Alpha nur konventionelle Waffen und keine atomaren Sprengköpfe.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 und der Auflösung des Warschauer Paktes endete offiziell der Auftrag des Regiments und sein Einsatz am Point Alpha.

Dienst auf Point Alpha

Der Dienst der US-Soldaten auf Point Alpha bot wenig Abwechslung in der Einsamkeit des Grenzgebietes. Ständige Einsatzbereitschaft, Patrouillengänge, Funküberwachung, die Pflege und Wartung der Technik, insbesondere der Funktechnik, bestimmten den Militäralltag. Die Alarmgruppe wurde im 24 h-Dienst zur Verteidigung von Point Alpha eingesetzt. Die Beobachtungstruppe kam ihrer Aufgabe in den verschiedenen Grenzabschnitten und auf dem Beobachtungsturm nach. Zudem gab es den allgemeinen Patrouillendienst.

In Abständen von vier bis sechs Wochen wurden die diensttuenden Soldaten auf Point Alpha von einer neuen Mannschaft abgelöst. Regulär war Point Alpha mit zirka 40 Soldaten belegt. In Krisensituationen war eine Aufstockung bis zu 200 Soldaten vorgesehen. Im Rahmen des Border Tour Program besuchten die meisten in Deutschland stationierten US-Soldaten die innerdeutsche Grenze und erhielten so ein Bild vom militärischen Gegner.

Der Kontrollposten war in seiner Anfangszeit nur spartanisch mit Zelten ausgestattet. Erst ab 1972 errichtete die US-Army auf dem Gelände massive Baracken für die Unterbringung der Truppe, für Verwaltungsräume und eine Kantine. Um den Betrieb des Beobachtungspostens möglichst unabhängig aufrechtzuhalten, besaß Point Alpha eine eigene Wasserversorgung, eine Tankstelle und eine Fahrzeughalle, um die Wartung der Fahrzeuge und kleinere Reparaturen vor Ort ausführen zu können.

Strategische Bedeutung von Point Alpha

Das Fulda Gap (deutsch: Fulda-Lücke) lag im Zentrum der NATO-Verteidigungslinie und galt bei den NATO-Planern als eine der vier möglichen Einfallschneisen des Warschauer Paktes in die Bundesrepublik Deutschland. Begünstigt durch seine geostrategische Lage, kam dem Fulda Gap eine besondere Bedeutung zu. Hier, wo der Ostblock am weitesten in den Westen hineinragte, hätten die Angreifer innerhalb von nur 48 Stunden bis an den Rhein vorstoßen und die Hauptstandorte des V. US-Armeekorps ausschalten können. Das Fulda Gap wäre somit zu einem ersten Schlachtfeld des Dritten Weltkrieges geworden. Eine rote Sperrlinie vor der heutigen Cafeteria „Black Horse Inn“ im US Camp markiert jenen Punkt für den kriegsauslösenden Fall: Bis hierhin durften die Panzer der US-Streitkräfte fahren, alles andere wäre möglicherweise von der Gegenseite als Grenzprovokation aufgefasst worden.

Neueste Forschungen an Akten der Warschauer-Pakt-Staaten legen den Schluss nahe, dass bei einem Angriff auch nukleare Waffen zum Einsatz gekommen wären. Auch die Überlegungen der NATO schlossen den Einsatz von Kernwaffen ein, um den zahlenmäßig überlegenen Gegner zu stoppen. Sprengkammern und Strecksperren sollten den feindlichen Vormarsch an den Straßen aufhalten. Erhaltene Originale davon sind in der Gedenkstätte zu besichtigen.

„Everyday Life - Deutsch-Amerikanischer Alltag im 'Fulda Gap' im Schatten des Kalten Krieges”

Die Ausstellung „Everyday Life” rückt insbesondere die menschliche Perspektive in den Mittelpunkt. Mit modernen, multimedialen Mitteln wird das Zusammenleben der Menschen in der Bundesrepublik mit den amerikanischen Soldaten im Kontext des Kalten Krieges dargestellt.

Die Ausstellung dokumentiert mit den zahlreichen Zeitzeugen-Dokumenten sehr anschaulich, wie sich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen – vom Besatzer zum Partner – entwickelt hat. Dabei gelingt es, einen eindrucksvollen Bogen aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart zu spannen. „Everyday Life“ greift die zunächst unnachgiebige Haltung der amerikanischen Besatzungsmacht gegenüber der deutschen Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkrieges auf. Sie zeigt, wie die Rolle der Amerikaner bei der Berliner Luftbrücke das Image der Besatzungsmacht verändert hat, wie der Marshall-Plan die Wirtschaftskraft der jungen Bundesrepublik befeuern konnte, aber auch, wie die Präsenz amerikanischer Soldaten die Lebenswelt ganz besonders von jungen Menschen beeinflusst hat.

Die Ausstellung greift aber auch Verständnisbrüche auf, ausgelöst durch den Vietnam-Krieg, die scheinbar grenzenlose Aufrüstung oder aber die Rolle der Region Osthessens in strategischen Planungen eines im Ernstfall drohenden neuen Weltkrieges. All jene Facetten nimmt “Everyday Life” besonders lebendig auf.

Zeitstrahl

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